Cristian

Fallotsche Tetralogie

Fernreisen mit Herzkind

 

 Fernreisen mit einem Herzkind

Unsere erste Fernreise mit einem herzkranken Kind war 2003. Wir haben damals unseren Adoptivsohn in Kolumbien abgeholt. Er hat eine Fallot'sche Tetralogie, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht operativ korrigiert war.
Im Vorfeld unsrer Reise haben wir uns mit einem Kinderkardiologen in Verbindung gesetzt und mit diesem besprochen, was uns im schlimmsten fall da oben im Flugzeug passieren könnte und wie wir auf diese Situation reagieren müssten. Unsere Hausärztin versorgte uns dann mit den notwendigen Notfallmedikamenten und auch unsere Krankenkasse unterstützte uns, in dem sie uns ein mobiles Pulsoximeter, welches sich auch auf die andere Stromspannung in Kolumbien einstellen konnte, zur Verfügung stellte.
Für die Notfallmedikamente (darunter auch ein Beruhigungsmittel) stellte unsere Hausärztin auch noch eine Bescheinigung in englisch aus, falls sich ein Beamter bei einer Kontrolle daran stören würde. Und für den Pulsoximeter holten wir uns beim Zoll eine Zollbescheinigung, damit wir bei der Wieder-Einreise kein Problem bekommen würden.
Wir bekamen überraschend viel Unterstützung, aber es ergab sich ein großes Problem. Keine Auslandskrankenversicherung übernimmt Kosten, die durch eine bekannte Vorerkrankung entstehen, dies beinhaltet auch den Rückholdienst.
Unser Vorhaben schien schon fast an diesem Problem zu scheitern, da es unserem Sohn kurz vor unsrer Reise gesundheitlich so schlecht ging, dass man sich überlegte, ob man ihn nicht doch vor der Adoption operieren sollte. Aber er hatte sich wieder stabilisiert....aber wie lange??? Und eine Herzoperation in Kolumbien selber zahlen.....das würde unseren finanziellen Status definitiv überfordern.
Aber auch hier bekamen wir überraschend Unterstützung. Unsere Adoptionsvermittlungsstelle stellte sich bereit, evtl. auftretende Behandlungskosten in Kolumbien zu übernehmen, da sie für solche Fälle einen Spendenpool haben.
Und das Problem mit dem Rückholdienst, konnten wir durch unsere schon langjährige Mitgliedschaft in einer Hilfsorganisation regeln, da diese für ihre Mitglieder und deren Familienangehörige einen weltweiten Rückholdienst anbieten, unabhängig von der Erkrankung.

Nachdem wir dann doch sehr gut gewappnet für alle Eventualitäten waren, starteten wir unsere Reise nach Kolumbien...zu unserem Sohn.
Wir waren 3,5 Wochen mit unserem Sohn in seinem Geburtsland. So lange mussten wir warten, bis ein Familiengericht das Adoptionsurteil aussprach und unser Sohn dann ganz offiziell ein Mitglied unsrer Familie war.


Und dann kam der spannendste Teil unsrer Reise...der Flug (in einem Langstreckenflieger herrscht eine Atmosphäre wie auf 2000m Höhe, somit war unser Aufenthalt in Bogota, welches auf 2600m Höhe liegt, ein Testprogramm für unseren Sohn, welches er aber außer mit mehr Schlafen, gut tolerierte) ......10 Stunden bis Madrid (ohne Zwischenlandungsmöglichkeit!) und dann 3 Stunden bis München.
Da wir eine zusätzliche Sauerstofflasche in Bereitschaft für den Flug bei der Fluggesellschaft bestellt hatten (falls unser Sohn einen zyanotischen Anfall bekäme), wussten sie, dass ein krankes Kind mitfliegt. Wir benötigten daher eine Flugtauglichkeitsbescheinigung, die von der behandelnden Kinderärztin in Kolumbien ausgestellt wurde. Bei manchen Fluggesellschaften muss man dafür aber deren Arzt vorstellig werden.
Die Bereitstellung der Sauerstofflasche hat sich die Fluggesellschaft mit 180,- Euro pro Flug (d.h. 180,- für Bogota - Madrid und 180,- für Madrid – München)
bezahlen lassen, auch obwohl wir sie nicht in Anspruch genommen haben. Eine uns bekannte Stewardess in Kolumbien sagte uns, dass in jedem Flieger immer eine Sauerstofflasche in Bereitschaft ist, da ja immer ein Passagier Atemnot bekommen kann, z.B. Asthmatiker.
Unser Kleiner hat den Flug ohne Probleme zugebracht und die meiste Zeit geschlafen. Aber trotzdem waren wir heilfroh, als wir endlich ohne Zwischenfälle in München landeten.

3 Monate nach unsrer Heimkehr als Familie, wurde unser Sohn im Deutschen Herzzentrum in München operiert. Der Herzfehler konnte weitgehend korrigiert werden. Als restdefekte bestehen noch eine Pulmonalklappeninsuffizienz und 2 kleine Rest-VSD's (am Patch).

Mittlerweile sind 4 Jahre vergangen, unser Sohn hat sich wunderbar entwickelt und seine Entwicklungsverzögerungen aufgeholt. Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht denken, dass es sich hier um ein Herzkind handelt. Er spielt Fußball bei den Bambinis, fährt Fahrrad und liebt es auch sonst, sich zu bewegen.


Aber uns Eltern wird der Herzfehler bei jeder Kontrolle bewusste und wenn bei einem Infekt mal wieder frühzeitig Antibiotika gegeben werden muss, wegen der Endokarditisgefahr.

2007 änderte sich unsere jetzt doch recht stabile Familiensituation....wir konnten unseren 2. Adoptivsohn in Kolumbien abholen. Nach über 2,5 Jahren Wartezeit, war es endlich soweit...aber es bedeutete auch wieder.... Fernreise mit einem Herzkind (denn unser Großer sollte natürlich mit, wenn wir seinen kleinen Bruder abholten).

Die Vorbereitungen zur Reise waren diesmal etwas entspannter, aber wir mussten trotz allem wieder an vieles denken.

Wir besprachen uns mit dem behandelnden Kinderkardiologen, der uns dann auch nach der letzten Kontrolle das „Okay" zur Reise gab. Das Kontrollergebnis ließen wir uns von ihm auf englisch notieren. Von einem befreundeten Arzt, ließen wir uns den OP-Bericht in Kurzfassung auf englisch erstellen. Beide Berichte wollten wir mitnehmen, damit wir den Ärzten in Kolumbien vorlegen könnten, wie die Herzsituation unseres Sohnes ist. In beiden Berichten stand auch, dass eine Endokarditisprophylaxe notwendig ist.
Eine Bekannte, die mal in Kolumbien gelebt hat, besorgte uns Telefonnummern von Ärzten, die uns in Kolumbien gerne unterstützen würden, sollten wir mit unserem Herzkind Probleme bekommen.
Da es unserem Großen so gut geht, planten wir auch einen Aufenthalt außerhalb der Großstadt (die aber innerhalb weniger Autostunden zu erreichen war). Dies hatten wir uns bei unsrer ersten Kolumbienreise nicht getraut, da war uns wichtig, in der Nähe guter medizinischer Versorgung zu sein.
Die Fluggesellschaft informierten wir diesmal nicht, unser Sohn war kardiologisch stabil und es bestand keine Gefahr, dass es während des Fluges zu Zwischenfällen käme.
Da unser 2. Sohn aus Bogota kommt, mussten wir uns wieder in der Höhe von 2600m aufhalten. Aber wir Erwachsenen hatten damit wohl mehr Probleme, als unser Herzkind.
Unser Großer bekam leider in Bogota einen Lungeninfekt, der von der deutschsprachigen Ärztin, die sonst lieber alternativ behandelt, aber dann gleich mit Antibiotika behandelt wurde und sie stellte sich bereit, 24-Stunden erreichbar zu sein, auch dann, wenn wir außerhalb von Bogota auf der Finca sind.
Ich muss sagen, ohne diese gute ärztliche Betreuung im Hintergrund, hätten wir uns nicht so entspannt und sicher gefühlt und ich kann nur jedem raten, der mit einem Herzkind reist, sich im Vorfeld über die medizinische Versorgung zu informieren und auch mal den medizinischen Zwischenfall zu durchdenken.

Diesmal waren wir 4,5 Woche in Kolumbien und mit guter Vorbereitung, würde ich jederzeit wieder eine Fernreise mit einem Herzkind machen, bei dem es keine medizinischen Bedenken gibt.

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